Daten zur Pflege

Für viele Angehörige ist die Pflege der Älteren eine ebenso selbstverständliche wie anspruchsvolle Aufgabe. Ohne ihren Einsatz könnten rund 1,7 Millionen Pflegebedürftige in Deutschland nicht zuhause versorgt werden. Fakten und Argumente belegen: Unterstützung für Angehörige ist dringend nötig, denn die Zahl der Hochaltrigen wächst.

2,6 Millionen anerkannt Pflegebedürftige leben zurzeit in Deutschland, etwa 1,7 Millionen von ihnen werden zu Hause mit Hilfe von Angehörigen und/oder mit Unterstützung durch einen Pflegedienst gepflegt. In der Regel haben sie mindestens eine Hauptpflegeperson, oft teilen sich auch mehrere (Wahl-) Verwandte die Pflege. Es sind also mehr als 1,7 Millionen Menschen, die schon heute Pflegeaufgaben erfüllen. Das belegt die Pflegestatistik des statistischen Bundesamtes, veröffentlicht im Frühjahr 2015.

Hinzu kommen diejenigen, die Angehörige unterstützen, die in Heimen oder Wohngruppen leben. Und es werden mehr, denn der Anteil der über 80-jährigen Menschen wächst. In dieser Altersgruppe liegt die Wahrscheinlichkeit, pflegebedürftig zu werden, bei 31 Prozent. Vieles spricht also dafür, dass in den nächsten Jahren und Jahrzehnten mehr pflegebedürftige Menschen Unterstützung benötigen: Bis zum Jahr 2030 rechnen Expert/innen mit bis zu 3,5 Millionen pflegebedürftigen Menschen.

Gegenüberstellung absolute Zahlen Pflegebedürftige - zu Hause Gepflegte für Deutschland, NRW und den EN-KreisGegenüberstellung absolute Zahlen Pflegebedürftige - zu Hause Gepflegte für Deutschland, NRW und den EN-Kreis

Pflege zuhause ist die erste Wahl

In Nordrhein-Westfalen leben 580.000 anerkannt pflegebedürftige Menschen, von denen ca. 421.000 Personen zu Hause gepflegt werden - zu fast 50 Prozent von berufstätigen Angehörigen, von denen wiederum die Hälfte sogar in Vollzeit arbeitet.

Etwa zwei Drittel aller pflegenden Angehörigen sind weiblich, davon immerhin knapp 35 Prozent im erwerbsfähigen Alter. Im Ennepe-Ruhr-Kreis leben von 10.900 anerkannt pflegebedürftigen Menschen fast 7.300 zu Hause. Weil sie es so wollen. Die Vorliebe pflegebedürftiger Menschen für die Pflege zu Hause ist ein beständiger Faktor. Allein im Ennepe-Ruhr-Kreis stieg die Zahl der häuslich gepflegten Personen von knapp 6.100 (63,6 Prozent) im Jahr 2003 auf fast 7.300 Menschen (66,8 Prozent) aller Pflegebedürftigen. Das bedeutet mehr Bedarf an ambulanter Pflege durch Pflegedienste und Angehörige.

Absolute Zahl Pflegebedürftiger in NRW - Anteil von berufstätigen Angehörigen Gepflegter - Anteil von VollzeitbeschäftigtenAbsolute Zahl Pflegebedürftiger in NRW - Anteil von berufstätigen Angehörigen Gepflegter - Anteil von Vollzeitbeschäftigten

Angehörige versorgen oft Kinder und Alte gleichzeitig

Eine steigende Zahl (statistisch leider nicht exakt erfasster) berufstätiger Angehöriger müssen Mehrfachaufgaben in Beruf, Familie und Pflege bewältigen. Mehr als acht Jahre ist die durchschnittliche Pflegedauer und mehr als jede/r vierte Beschäftigte wendet täglich über zwei Stunden für sogenannte Care-Arbeit auf. Und auch in der nachberuflichen Phase kümmern sich Partner/innen um die/den pflegebedürftigen Ehefrau/Ehemann 1.

Etwa zwei Drittel der pflegenden Angehörigen sind Frauen. Sie versorgen oft gleichzeitig (kleine) Kinder und sind dafür aus dem Beruf ausgestiegen. Sie, und – nicht zu vergessen – auch die immerhin 30 Prozent pflegenden Männer, müssen mit guten Lösungen zur Vereinbarkeit unterstützt werden, die den beruflichen Ausstieg verhindern.

Verhältnis von weiblichen zu männlichen pflegenden AngehörigenVerhältnis von weiblichen zu männlichen pflegenden Angehörigen

Mit über 40 im Job - und alte Eltern zuhause

In Nordrhein-Westfalen wächst das Durchschnittsalter der Beschäftigten. Die größte Gruppe sind derzeit die 35- bis 49-Jährigen, gefolgt von den über 50-Jährigen - Tendenz steigend. Genau in diesem Alter sind sie oft auch für die Betreuung und Pflege Angehöriger verantwortlich: Zurzeit gilt dies immerhin für jede/n zehnte/n Beschäftigte/n. Darüber hinaus sehen etwa 10 bis 20 Prozent der Beschäftigten Sorgeaufgaben für ältere Angehörige auf sich zukommen. Die Zahl der potenziell Betroffenen also wird steigen.

Wenn der Pflegefall eintritt, reduzieren 47 Prozent der Beschäftigten ihre Arbeits- zeit, meistens um 5 bis 10 Wochenstunden, 17 Prozent hören ganz auf zu arbeiten 2.

„Pflege“ findet auch da statt, wo es keine Pflegestufe gibt, und sie beschränkt sich nicht auf die Unterstützung von Eltern oder Großeltern. Auch jüngere Angehörige, Partner/innen oder Kinder können aufgrund von Krankheit, Behinderung oder Unfall pflegebedürftig werden.

Perspektiven

Die Zahl derjenigen aber, die Unterstützungsaufgaben übernehmen könnten, stagniert – manche Experten befürchten, dass sie deutlich schrumpfen wird.
Neben demografischen Faktoren spielen Vereinbarkeitsprobleme eine immer größere Rolle: Mehr als ein Drittel der Pflegenden im erwerbsfähigen Alter (also jünger als 65 Jahre) sind Vollzeit erwerbstätig, knapp 20 Prozent sind Teilzeit erwerbstätig. Außerdem haben sich Familienstrukturen verändert: Im statistischen Durchschnitt betrug 2014 die Geburtenziffer in Deutschland 1,47 Kinder je Frau. Das ist zwar der höchste Wert seit 1990, dennoch bleibt es dabei: Weniger (erwachsene) Menschen werden sich zukünftig um mehr Ältere kümmern müssen – selbst wenn Deutschland eine offensive Einwanderungspolitik betreibt. Und viele Kinder leben wegen der geforderten beruflichen Mobilität nicht mehr in der Nähe ihrer Eltern.

Darum müssen für die heutige und künftige Generation(en) betriebliche Unterstützungsleistungen für pflegende Angehörige deutlich verbessert werden.

Quelle: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) und Deutscher Industrie- und Handelskammertag (DIHK) e.V. (Hrsg): Vereinbarkeit von Beruf und Pflege.
Wie Unternehmen Beschäftigte mit Pflegeaufgaben unterstützen können, Berlin, Juli 2014, S. 6–8;
vgl. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Pflegestatistik. Pflege im Rahmen der Pflegeversicherung – Deutschlandergebnisse, Berlin 2011

Quelle: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) und Deutscher Industrie- und Handelskammertag (DIHK) e.V. (Hrsg): Vereinbarkeit von Beruf und Pflege.
Wie Unternehmen Beschäftigte mit Pflegeaufgaben unterstützen können, Berlin, Juli 2014, S.8